mardi 10 mars 2009

In den Dörfern Chewsuretiens : zwischen archaischen Lebensweisen und dem 21. Jahrhundert

Von Nicolas LANDRU in Dschuta, Schatili, Korscha und Tbilissi
Veröffentlicht in caucaz.com am 04/03/09



Dschuta ist ein kleines Dorf von etwa dreißig Familien. Es befindet sich im Herzen der östlichen Massive des georgischen Großen Kaukasus, deren höchste Erhebung mit 5033 Metern der Berg Kasbek darstellt. Sieben Kilometer entfernt von der Grenze zu Inguschetien in der Russischen Föderation liegt Dschuta am Nordhang der Bergkette. Mit einer Höhe von 2200 Metern stellt es knapp hinter Uschguli im westgeorgischen Swanetien den am zweithöchsten bewohnten Ort Europas dar – falls hier überhaupt noch Europa sein sollte. Über einem tiefen Tal gelegen, befindet sich Dschuta am äußersten Rand der georgischen historischen Regionen von Chewi und Chewsuretien. Oberhalb des Dorfes wohnt keine Menschenseele mehr: halb christliche, halb heidnische Heiligtümer aus trockenem Stein kann man dort als einzige Spuren von Zivilisation finden.



Vom inneren Chewsuretien durch das Tschauchi-Massiv (3842m) isoliert und mit dem Hauptort von Chewi, Stepantsminda (Kasbegi), durch eine Strasse verbunden, wird Dschuta von Chewsuren bewohnt, einer in Georgien spezifischen Stammesgruppe. Im Dorf würde man zwecklos nach Herrn Arabuli fragen, denn alle Einwohner heißen hier so, wahrscheinlich wegen eines gemeinsamen Vorfahren. Auch anderswo in Chewsuretien ist dieser Nachname häufig anzutreffen.

Die Chewsuren zwischen Mythos und Realität

Die Chewsuren, die aus insgesamt etwa 700 Familien bestehen, sind eine besondere Gruppe unter den Georgiern. Sie werden von der nationalen Romantik als zeitlose Wächter der georgischen Identität und des Glaubens idealisiert, imaginiert als stolze Krieger in Kreuzzügler-Kettenhemden, die das orthodoxe Kreuz hochhalten und rastlos muslimische Tschetschenen, Perser oder Dagestaner bekämpfen. Als Inhaber ungestorbener heidnischer Traditionen hätten sie die Seele der Urgeorgier sogar durch die Zeiten des Christentums hindurch erhalten.

Wascha Paschawela, ein georgischer Dichter aus dem 19. Jahrhundert, der selbst aus dem an Chewsuretien grenzenden Gebiet Pschawi stammte, zelebrierte ihre Tapferkeit und ihre Liebe zur Natur. Doch als der „nationale Kommunismus“ der 1950er Jahre den Mythos des reinen Chewsuren für ein Publikum in Tbilissi ausgrub, war schon die Hälfte Chewsuretiens entvölkert und seine Einwohner in das Flachland von Kachetien, Kwemo Kartli oder nach Tbilissi deportiert worden. Die massive Industrialisierung brauchte Arbeitskräfte für die Fabriken und Kolchosen, die damals aus dem Nichts in der Steppe erbaut wurden und heutzutage fast vollständig verfallen sind. Daneben war das sowjetische Regime ständig auf Schwierigkeiten gestoßen, sich die turbulenten Chewsuren gefügig zu machen, die vorher niemals äußeren Herrschern ganz unterworfen gewesen waren. Die Machthaber schienen kein Problem im Gegensatz zwischen politischer Aktion und Propaganda zu sehen: das Dorf Schatili, ein mittelalterlicher Aul (nord-kaukasisches befestigtes Dorf), wurde durch Filme zur Ikone der Bergregionen Georgiens, kurz nachdem man seine Einwohner von dort vertrieben hatte.

Geographisch in Chewi gelegen, blieb Dschuta von der Vertreibung seiner Bevölkerung verschont. Allerdings ist es kein Zufall, dass Jago, ein Mann aus dem Dorf, der in Kasbegi zur Schule ging, in Tbilissi studierte und jetzt versucht, den Tourismus in Dschuta zu entwickeln, eine Chewsurin geheiratet hat, die aus Südkachetien kommt. Dorthin hatte man ihre Familie in den 50er Jahren deportiert. Solche Fälle sind weit verbreitet: da Chewsuren meist Chewsurinnen heiraten, versuchen deportierte Familien, die Töchter mit Männern zu vermählen, die noch in Chewsuretien verwurzelt sind.

Harte Lebensbedingungen

Diejenigen, die in den Bergen geblieben waren, hatten nie ein einfaches Leben geführt. Jagos Großvater, ein Schafhirte, starb in einer Lawine. Jagos Kindheit verlief mit wenigen Kontakten zur Außenwelt, ohne Strom, in einem Haus wo Menschen und Tiere gemeinsam lebten. Dschutas Architektur ist einfach und die Wände von Jagos Haus sind heute noch teilweise mit getrockneten Kuhfladen bedeckt, der als Isolierung dient.

Stromlieferungen bezieht Dschuta erst seit Herbst 2007. Eine Gaspipeline wurde zu Sowjetzeiten gebaut, die die althergebrachte Isolation des Dorfes beendete. Daneben ist der Ort einer der kältesten in Georgien. Es kommt vor, dass man hier bis zu acht Monate im Jahr durch Schneemassen von der Außenwelt abgeschnitten ist. Weil bisher kein Regierungsprogramm plant, die Strassen zu reparieren und zu sichern, scheint es, dass diese Situation auch in Zukunft so bestehen bleibt.

Nur Kartoffeln lassen sich hier ernten, denn Dschuta liegt zu hoch für den Anbau anderer Gewächse. Die Einwohner besitzen vor allem Kühe und produzieren Butter und Käse. Andere Produkte werden von niedriger gelegenen Gebieten bezogen. In der Sowjetzeit fuhr man öfters nach Wladikawkas in Nordossetien, das nur etwa 60km entfernt liegt. Heute ist die russisch-georgische Grenze geschlossen, die Güter müssen daher erst vom mehr als 180 Kilometer entfernten Tbilissi nach Kasbegi gebracht werden, und dann nach Dschuta.

Die meisten Älteren im Dorf sind Hirten gewesen, erst „individuelle“ in ihrer Jugend, später „kollektive“. Als man die Schafherden zu Sowjetzeit kollektivierte, mussten Gruppen von Hirten Hunderte Kilometer mit mehreren Hunderttausend Tieren abwandern. Lagasa, Jagos Vater, begleitete diese riesigen Herden von Chewsuretien bis zum Kaspischen Meer in Dagestan.

Mit einem Fuß in der Tradition

Die Berge sind hier ein Synonym für harte Bedingungen. Zugleich haben sie aber auch länger als anderswo altüberlieferte Traditionen bewahrt. In Dschuta wird behauptet, dass die Stammeskleidung noch vor 30 Jahren getragen wurde. Bis in die Gegenwart hat sich, trotz dem Druck der orthodoxen Kirche in der georgischen Gesellschaft, der sonderbare Synkretismus der Chewsuren erhalten. Dieser steht übrigens in einem erstaunlichen Kontrast zu jenem Bild, das in den nationalen Vorstellungen die Chewsuren als verbissene Verteidiger des Christentums darstellt. Eigentlich existieren in Chewsuretien kein Klerus und keine Kirche, sondern Heiligtümer, wo gemischt Heiligen-, Kreuz- und Ahnenkult sowie animistische Rituale durchgeführt werden.

Heute noch versammeln sich die Männer in Chewsuretien für religiöse Feste an einem heiligen Ort außerhalb des Dorfes, oft in einem von Steinen umringten Raum, manchmal in einer Hütte. Frauen dürfen diesen Raum nicht betreten, denn durch sie würde der Ort „unrein“. Sie feiern ihrerseits manchmal in der Dorfschule oder in einem anderen Gemeinschafts-Raum. Im Heiligtum sitzt der Dorfälteste dem Kult vor. Seine Aufgabe ist, Gebete in Form von Trinksprüchen aufzusagen.

Bis zur Sowjetzeit haben die Gemeinden ohne feste Hierarchie gelebt. Der Chewisberi, der Stammesälteste, saß dem Kult und der Kriegsführung vor. Dieser Status hat sich bis heute beim Ritual erhalten. Nach dem religiösen Dienst wird ein Schaf, unter manchen Bedingungen auch ein Rind geopfert. Dann wird zusammen gefeiert; das geschlachtete Tier gegessen, selbst gemachter Schnaps oder Bier getrunken. Bei jedem Fest sind zwei Familien für die Organisation und die Versorgung mit Lebensmitteln zuständig. Das finanzielle Gewicht des Fests fällt also jedes Jahr auf andere Familien, so dass jede genug Zeit hat, für das nächste von ihr organisierte Fest zu sparen.

Der orthodoxe Klerus aus anderen Regionen Georgiens sieht diese in Chewsuretien überlebenden heidnischen Traditionen nicht gern. Besonders in der Nachbarregion Chewi, die eine spezifische orthodoxe Identität kultiviert: Ilja II, der Patriarch der georgischen orthodoxen Kirche, stammt aus dem Dorf Sno, das weniger als 15km von Dschuta entfernt ist. Orthodoxe Priester versuchen in Chewsuretien, wie im benachbarten Berggebiet Tuschetien „Entheidnisierungs-Kampagnen“ durchzuführen. Sie besetzen Orte wie den Aul Schatili, die von der nationalen Mythologie verehrt werden. Jedoch scheinen sie bis jetzt wenig Anklang unter den Berggemeinschaften gefunden zu haben.

Moderne Aspekte

Heute wohnen viele Familien aus Dschuta in Tbilissi, vor allem in den Vororten der Hauptstadt. Sie verbringen dort die schlechte Saison und kehren am Ende des Frühlings bis zur Mitte des Herbstes nach Dschuta zurück. Einige aber verbringen hier das ganze Jahr und horten vor dem ersten Schnee Mehl, Salz und Zucker, um die 6 bis 8 Monate Isolation durchhalten zu können. Nach der Eisschmelze und kurz vor dem Winter sind es riesige Wagenkolonnen, die aus Kasbegi, dem Hauptort von Chewi, und sogar aus Tbilissi nach Dschuta fahren, um die Einwohner zu versorgen. Zum Transport benutzt man bis zum Eingang des Dorfes Minibusse, die trotz des extrem schlechten Zustands der Strasse hochfahren können, und sowjetische Jeeps der Marke „Niwa“. Für die unbefahrbare Strecke im Dorf muss man die Waren dann auf Eselrücken umladen.

Wegen der nahen Grenze zur russischen Föderation wurde Chewsuretien in den 1990er Jahren stark militarisiert. Grenzen zu Tschetschenien in Schatili, zu Inguschetien in Dschuta: Wegen der nord-kaukasischen Konflikte wurde Chewsuretien fast gelähmt. Bis 2005 brauchte man eine Erlaubnis des Verteidigungsministeriums, um dorthin fahren zu können. Die Situation hatte sich nach dem russischen Sieg in Tschetschenien gelockert. Doch der Krieg mit Russland im August 2008, obwohl er Chewsuretien nicht direkt betraf, hat gezeigt, dass keine Grenze in Georgien für ganz sicher gehalten werden kann. Jetzt herrscht wieder Spannung an der russischen Grenze, die Touristen sind verschwunden, ebenso die Trucks mit russischen, belorussischen und ukrainischen Kennzeichen. Die Entwicklung Chewsuretiens ist heute mehr denn je von den Verhältnissen zwischen den beiden Ländern und von der Entwicklung der Süd-Ossetien-Frage abhängig.

Jedoch stellt die Grenze auch eine wertvolle Ressource für Chewsuretien dar, denn die meisten jungen Einheimischen arbeiten als Grenzposten. Die Überlegung des Verteidigungsministeriums, keine Einheimischen mehr als Grenzposten anzustellen, um lokale Korruption zu vermeiden, hatte viele Ängste in der Region hervorgerufen. Solange eine solche Entscheidung von Tbilissi nicht getroffen ist, stellt die Armee jedoch als Arbeitsgeber, aber auch mit ihren modernen Wagen und dem notwendigen Equipment den besten Partner für die Einwohner dar, um die Strassen von Lawinen zu räumen, einen feststeckenden Traktor zu befreien oder einen Nachbarn ins nächste Dorf zu fahren.

Der Einstieg dieser abgeschiedenen Region in die Modernisierung des 21. Jahrhunderts geht aber manchmal über unerwartete Wege. Auf der nordkaukasischen Seite Hoch-Chewsuretiens, in der Region, die in den 1950ern entvölkert wurde, und wohin nur manche Familien Ende der 1970er zurückgekehrt sind, gibt es keinen Empfang für Mobiltelefone. Im niederen Chewsuretien dagegen, auf der Bergseite, die in Richtung Tbilissi zeigt, schreitet die technische Zentralisierung langsam voran. Sendemäste wurden aufgestellt. Trotzdem hat Schota Arabuli, der in Korscha in Nieder-Chewsuretien wohnt, einen seiner Söhne in die Internatsschule von Schatili geschickt, die nur von Juni bis Oktober, und nur mit Vierradantrieb mit einer Fahrtzeit von 3 bis 4 Stunden erreichbar ist - weil Schatili, am äußersten Ende von Georgien, Internet per Satellit empfängt!

Bis zum August-Krieg kamen jedes Jahr immer mehr Touristen nach Chewsuretien. Wenn ab jetzt der Frieden erhalten wird, sehen die Chancen gut aus, dass dieser Trend noch zunimmt. Er würde andere Perspektiven für diese weit abgelegene Region in Georgien eröffnen.

Le Théâtre Mardjanichvili à Tbilissi : une scène pour les questions identitaires en Géorgie

Par Birgit KUCH, Université de Leipzig à Tbilissi/Leipzig
traduit en français par Nicolas LANDRU

Article paru dans caucaz.com le 17/02/2009



La société géorgienne a connu ces dernières années des changements rapides et des transformations continues, alors que le positionnement à l’égard du passé soviétique reste dans ce pays une question complexe et difficile. Quels moments historiques doivent êtres mémorisés et lesquels vaut-il mieux oublier : cette problématique reste le sujet de négociations constantes. Un regard sur les changements et les continuités vécues par le Théâtre Académique National Dramatique Mardjanichvili, à Tbilissi, fournit un exemple vivant de comment ces questions qui concernent identités, mémoires et représentations collectives sont discutées en Géorgie contemporaine.

Une nouvelle génération au Théâtre Mardjanichvili

Le Mardjanichvili, qui a fêté son 80ème anniversaire en novembre dernier, est un remarquable exemple du changement de génération, mais aussi des modes esthétiques, thématiques et politiques qu’on peut observer en Géorgie depuis la Révolution des Roses dans le paysage théâtral de Tbilissi comme dans d’autres domaines. Lorsqu’il rouvrit ses portes en septembre 2006 après trois ans de rénovation de son bâtiment équipé d’une scène à l’italienne et de 480 fauteuils, le Mardjanichvili avait aussi à sa tête un nouveau directeur artistique. Avec Lévan Tsouladzé, un diplômé de l’Institut Roustavéli de Théâtre et de Cinéma de Tbilissi, ce poste est désormais occupé par un représentant de la nouvelle génération de metteurs en scènes qui a ses racines dans la scène de théâtre indépendant de Tbilissi.

En 1997, Tsouladzé co-fondait le Théâtre Sardapi (“de la Cave”), où il mettait en scène un grand nombre de productions, principalement des comédies et des vaudevilles. Avec cet ensemble de travaux plutôt orientés vers le divertissement, il réussit à faire du Sardapi l’un des théâtres les plus populaires de la ville en répondant aux intérêts durables d’un public massivement jeune. En 2003, le succès du théâtre avait même permis l’ouverture d’une seconde branche du Sardapi dans le quartier de Vaké.

Aujourd’hui, Tsouladzé applique avec succès la même stratégie de création de spectacles attirants pour une audience jeune au Mardjanichvili, où il avait aussi travaillé temporairement pendant plusieurs années avant d’y devenir directeur artistique. En décembre 2005, il recevait une médaille d’honneur du président Saakachvili pour ses réalisations en tant que metteur en scène de théâtre, parmi d’autres lauréats qui étaient assez jeunes pour ne pas être entachés d’un passé soviétique. Ou pour ne pas être membres de la vieille élite, la soi-disant “intelligentsia rouge”, que Saakachvili a attaquée verbalement avec véhémence dans son discours de remise des prix (1). Cette cérémonie peut d’ailleurs être vue comme un exemple de continuation des traditionnelles pratiques soviétiques combinée à une rhétorique anti-soviétique qui n’est pas rare en Géorgie post-révolutionnaire.

En ce qui concerne le répertoire du Mardjanichvili depuis sa réouverture en 2006, on peut noter une remarquable hétérogénéité. Durant cette période, le répertoire n’a pas uniquement compris des Premières ou des nouveaux spectacles, mais aussi des productions créées avant la rénovation.

On y a joué ces dernières années aussi bien des pièces géorgiennes que des pièces étrangères traduites, comme ce fut depuis toujours le cas dans ce théâtre. Elles ont été dirigées par divers metteurs en scènes, parmi lesquels, naturellement, Tsouladzé. Nous voulons ici donner une idée des négociations qui ont lieu sur la scène du Mardjanichvili à travers trois spectacles populaires qui y ont été joués depuis 2006 et réalisées par trois metteurs en scène issus de générations différentes.

« Art » : une pièce occidentale jouée en Géorgie

La première de ces productions est « Art » de Témour Tchkhéidzé. Ce dernier fut diplômé en 1965 de l’Institut Roustavéli de Théâtre et de Cinéma en tant que metteur en scène. Dans les années 1980 il fut, comme Tsouladzé aujourd’hui, le directeur artistique du Mardjanichvili. Bien que depuis les années 1990, il ait travaillé en permanence au théâtre BDT à Saint-Pétersbourg, il retourne régulièrement au Mardjanichvili et dans d’autres théâtres à Tbilissi pour réaliser des mises en scènes, comme « Art » qui a eu sa Première en octobre 1999.

Trois amis d’âge moyen se disputent au sujet d’un tableau que l’un d’entre eux a acheté. Le canevas entièrement blanc de l’œuvre provoque au départ des questions sur le sens et la signification, mais progressivement, la discussion risque aussi de remettre en cause leur amitié. Dans cette adaptation pour la scène géorgienne de la pièce au succès international de l’écrivain française Yasmina Réza, Tchkhéidzé a travaillé de près avec le texte et utilisé des moyens minimaux. Il n’y a que très peu de design, en dehors d’un tapis qui sert en réalité de scène, quelques chaises et, bien sûr, le tableau blanc. La caractéristique principale de la mise en scène est le jeu d’acteur expressif et occasionnellement comique qui implique des échanges verbaux rapides des personnages et même de temps à autre, la rupture du « quatrième mur » et dirigeant la discussion vers les spectateurs.

Cette adaptation à la scène géorgienne a dépassé de manière frappante l’interprétation littérale de la pièce. On a naturalisé l’intrigue en donnant explicitement des noms géorgiens aux personnages et même au peintre mentionné (mais qui n’apparaît jamais). D’une part, en mettant en scène ce succès international pour les spectateurs du Mardjanichvili, le théâtre et l’audience participent à l’espace culturel occidental. Cela semble vrai aussi pour le contenu de la pièce, qui participe à une discussion de longue haleine à propos de l’utilité et des sens de l’art abstrait. En revanche, pour rendre l’histoire vraiment socialement significative aux yeux du public local, il semble avoir été nécessaire de créer un cadre clairement « géorgianisé » pour l’intrigue.

« Kakoutsa Tcholokhachvili » : Une épopée nationale géorgienne

« Kakoutsa Tcholokhachvili » a été mis en scène par Lévan Tsouladzé et représenté pour la première fois en mai 2007. Cette pièce porte sur le héros de la résistance Cholokhachvili qui s’est battu contre les bolcheviques dans les années 1920 a été écrite par Gouram Kartvélichvili, lequel a également reçu une médaille d’honneur du président géorgien en 2005. Pour cette production, le Ministère de la Défense était l’un des principaux partenaires du théâtre et sponsorisait 15 fusils utilisés à grand effet durant le spectacle.

Les commentaires du metteur en scène lui-même indiquent que cette réalisation peut être vue dans le contexte de la mobilisation intellectuelle militariste qui s’est développée avec l’augmentation du budget militaire en Géorgie, en réalité bien avant le déclenchement de la Guerre d’Août 2008. « J’espère que cette pièce sera intéressante et importante », déclarait le metteur en scène au journal anglophone Georgia Today en mars 2007. « Ce sera une saga héroïque qui servira les aspirations militaires en Géorgie au bénéfice de notre pays », continuait-il.

« Il m’est agréable de travailler sur cette représentation. Cela ne veut pas dire que le théâtre va se tourner vers l’héroïsme, mais je crois que ce genre est nécessaire à la population géorgienne aujourd’hui. Kakoutsa Tcholokhachvili est mon idéal. C’était un vrai héros. Je veux restaurer la popularité du métier d’officier en Géorgie, parce que je crois qu’il ne peut pas y avoir de meilleur travail pour un homme. » (2)

Par conséquent, le personnage central de Tcholokhachvili personnifie une image héroïque et peu scientifique du passé, qui possède bien des caractéristiques des grandes narrations historiques. Bien qu’il y ait quelques personnages féminins sur la scène, c’est un monde d’hommes que Tsouladzé a élaboré ici : en dehors d’un portrait de la vie, des faits et de la mort du héros, on y trouve plusieurs scènes de combat combinées à du pathos et à de l’humour paillard.

Alors que Tsouladzé soulignait avant la Guerre d’Août les glorieux exploits militaires du héros vaincu au final, un léger mais important déplacement de sens semble avoir eu lieu depuis. Aujourd’hui, la pièce paraît de plus en plus appropriée pour commémorer l’invasion de l’Armée Rouge qui a donné lieu à l’intégration de la Géorgie dans l’Union Soviétique. De plus, avec les expériences de la récente guerre avec la Russie, le portrait de l’invasion de 1921 tend aussi à représenter simultanément les évènements d’août 2008. Dans ce contexte, l’idéal de résistance héroïque face à l’envahisseur devient de plus en plus significatif, même s’il s’est révélé vain. De la sorte, le personnage historique de Tcholokhachvili, qui n’avait pas été officiellement commémorable pendant des décennies, pourrait même devenir un symbole pour la « lutte contre l’impérialisme » de 2008.

« Ouriel Acosta » : une sorte de musée nostalgique

Alors que « Kakoutsa Tcholokhachvili » est aligné sur la lecture officielle du passé qui promeut la mémoire d’une occupation soviétique oppressive, simultanément, une autre mise en scène du Mardjanichvili fonctionne comme un véhicule par lequel la mémoire nostalgique de l’époque soviétique semble possible : « Ouriel Acosta ». Cette pièce fut mise en scène par le fondateur du théâtre, Koté Mardjanichvili, en 1929, et remise au programme en 2006 par l’actrice récemment disparue Sophiko Tchiaouréli. Dans les années d’intervalle, la pièce a été reprise plusieurs fois par Vériko Andjaparidzé, la mère de Tchiaouréli, qui a d’abord joué le rôle principal, avant de le passer à sa fille. Ainsi, elle prit soin de transmettre la mise en scène de Mardjanichvili de la manière la plus authentique possible, un principe qui fut pérennisé par Tchiaouréli en 2006. Le résultat en est qu’un morceau du théâtre d’avant-garde des premières années soviétiques a survécu pendant des décennies à Tbilissi.

Cette pièce de l’écrivain allemand du XIXème siècle Karl Gutskow se situe dans la communauté juive de l’Amsterdam du XVIIème siècle. Le personnage principal, Ouriel Acosta, se révolte contre l’archaïsme et l’étroitesse d’esprit de son environnement qui l’empêchent aussi d’épouser celle dont il est épris, Judith. Après que celle-ci est forcée à devenir la femme d’un autre et qu’Ouriel est expulsé par les autres, le couple se suicide. En mettant en scène « Ouriel Acosta », Mardjanichvili appuie clairement le message révolutionnaire de la pièce. Avec ses expériences de l’Octobre théâtral en Russie, il est rentré en Géorgie après l’annexion soviétique et a continué à faire du théâtre révolutionnaire, posant en même temps les bases du théâtre moderne dans son pays. Cependant, le contexte historique et politique de la mise en scène ou ses liens avec le mouvement avant-gardiste n’apparaît pas comme la préoccupation majeure aujourd’hui. A présent, c’est la mémoire des stars trépassées qui étaient impliquées dans la mise en scène originale, et avec elles le bon vieux temps, qui paraissent occuper le premier plan.

Le résultat en est qu’il reste très peu d’espace d’interprétation pour le couple d’acteurs Nato Mourvanidzé et Nika Tavadzé (lequel incarne aussi Tcholokhachvili), qui ont hérités des rôles principaux dans la version contemporaine d’ « Ouriel Acosta ». Leur tâche est plutôt d’incarner leurs prédécesseurs. C’est ce système de transmission dynastique de la tradition qui donne au théâtre Mardjanichvili sa caractéristique de domaine d’autoréférence ou autrement dit de banque de mémoire. Les autres attributs très durables du Mardjanichvili étaient et sont sa particulière actualité, son enclin à être aligné sur l’esprit du temps, autant que sa proximité des détenteurs respectifs du pouvoir.

Ces trois mises en scènes représentées au Mardjanichvili indiquent qu’il existe dans le même théâtre, en concurrence les unes avec les autres, plusieurs images et narrations visant à répondre aux questions concernant les problématiques collectives. Cette pluralité de représentations vaut aussi pour l’ensemble du paysage théâtral de Tbilissi, où le Mardjanichvili tient sa position importante et particulière depuis déjà 80 ans.

(1) Voir : 31 Decembre 2005, President Saakashvili awards public figures with orders and medals of honor, http://www.president.gov.ge/?l=E&m=0&sm=3&st=1200&id=1281 (20.11.08)
(2) Maka Lomadze: The Catcher in the Rye and Georgian History: Innovations and Plans at Marjanishvili Theatre, dans : Georgia Today, 30.03.2007, version électronique : http://www.georgiatoday.ge/article_details.php?id=2612# (16.02.08)

Perdue ou gagnée ? Akhalgori, Géorgie – Léningor, Ossétie du Sud (Article caucaz.com)

Par Nicolas LANDRU à Akhalgori/Leipzig
Paru dans caucaz.com le 24/01/2009


La région d'Akhalgori, appelée par les Ossètes de son nom soviétique Léningor, était la seule de l'ancien Territoire Autonome d'Ossétie du Sud de l’URSS a avoir été épargnée par le conflit du début des années 1990 entre Géorgiens et Ossètes. Elle est restée sous le contrôle indiscuté de la Géorgie. Après la guerre d'août 2008 et la débâcle de l'armée géorgienne, des milices sud ossètes en ont pris le contrôle, forçant la police géorgienne à se retirer et une bonne partie des habitants Géorgiens à l'exil.


Le district d’Akhalgori s’étend sur les contreforts du Grand Caucase, dans la haute vallée du Ksani, rivière qui se jette dans la Koura en amont de Mtskheta. Physiquement séparé du reste de l'Ossétie du sud par un massif montagneux et aisément reliée à la région de Mtskheta par la route, il était en majorité peuplé de Géorgiens avant le conflit de 1990-91.

Des Ossètes y vivaient également, surtout dans les villages au-dessus de la ville d’Akhalgori. Toutefois, même si le régime sud-ossète de Tskhinvali affirme que les Ossètes y ont été spoliés et forcés à l'émigration par les Géorgiens, surtout pendant la présidence de Zviad Gamsakhourdia en 1991, il semble que les deux communautés ont par la suite continué à y vivre dans une relative harmonie.

1990-2008 : une région à l’écart du conflit séparatiste

Isolé de la capitale sud-ossète Tskhinvali et son ébullition politique, le district sud ossète d'Akhalgori n'a donc pas connu d'embrasement armé. Il est resté sous contrôle du gouvernement géorgien et a été incorporé à la région administrative de Mtskheta-Mtianeti. De la sorte, le gouvernement géorgien lui scellait un destin détaché du reste de l’Ossétie du Sud : les zones du Territoire Autonome d’Ossétie du Sud ayant fait l’objet de combats et étant restés sous contrôle géorgien jusqu’en août 2008 ont été incorporés à la région administrative de Gori, la Chida Kartlie. Mais Akhalgori devait tout simplement oublier son passé au sein du Territoire Autonome et s’intégrer normalement dans le nouvel Etat.

Les années 1990-2000 devaient être plutôt propices au district, qui s’est trouvé à l’abri des multiples altercations entre forces géorgiennes et milices sud ossètes. L'usine de bière Lomissi, l’une des trois plus grandes de Géorgie, fournissait des emplois à la majorité de la ville d’Akhalgori (6000 habitants). Le reste du district, rural et montagneux, a vécu comme la plupart des régions géorgiennes d'agriculture basique.

Le gouvernement géorgien avait même réparé la route menant de Mtskheta à Akhalgori en 2007-2008, intégrant un peu plus avant le district aux infrastructures géorgiennes. L'attraction touristique d'Akhalgori, le palais médiéval des Princes du Ksani (parmi les plus puissants princes géorgiens aux X-XIIème siècles, restés importants jusqu'au XIXème), également musée d'histoire et d'art, était en train de devenir une destination appréciée des Tbilissiens, pour les excursions scolaires par exemple.

La guerre d’août 2008 : le prix de la contre-attaque

Mais en août 2008, l’attaque des troupes géorgiennes sur Tskhinvali et les régions sud ossètes sous contrôle du gouvernement séparatiste, immédiatement suivie d’une fulgurante contre-attaque russe, a sonné le glas de cette relative tranquillité. Cette région qui avait traversé les heures les plus sombres de l'histoire récente du pays sans de blessure majeure a été prise dans la tourmente de la déroute de l’armée géorgienne.

Fortes de la victoire russe en Ossétie du Sud et en Chida Kartlie, des milices sud ossètes ont "passé la montagne" par le col menant à Tskhinvali, uniquement franchissable en 4x4, et ont chassé la police géorgienne qui stationnait à Akhalgori. L'armée géorgienne, qui avait de toute façon abandonné ses positions en Géorgie centrale pour se replier autour de Tbilissi, n'était pas stationnée dans le district. Un check point est à présent installé quelques kilomètres au sud d'Akhalgori, entérinant le contrôle ossète du district et la perte de celui-ci pour la Géorgie.

Tbilissi accuse l'armée russe d'avoir aidé les milices sud ossètes à prendre position à Akhalgori et participé au nettoyage ethnique. Selon la Géorgie, des unités de l’armée Russe y seraient toujours stationnées. En octobre, l’OSCE confirmait le retrait des troupes russes des régions géorgiennes autour de l’Ossétie du Sud, mais dénonçait leur maintien à Akhalgori.

Akhalgori définitivement perdue pour la Géorgie ?

Les Géorgiens voient une intention des Russes d’incorporer Akhalgori au reste du territoire séparatiste sud ossète. Le projet déclaré de construire une route reliant Tskhinvali et Akhalgori, qui ne peut se réaliser qu'avec une assistance technique russe, est en tête des chefs d'accusation de Tbilissi à l'encontre de Moscou.

Militairement vaincue, la Géorgie a en effet peu de chances de recouvrer le district, à moins que celui-ci ne fasse l’objet d’une contrepartie lors de négociations entre les protagonistes. Le fond de la vallée étant un cul-de-sac, la région d’Akhalgori ne représente pas d’intérêt stratégique très important, pas plus qu’économique. Les institutions et infrastructures de la république séparatiste n’y sont pas installées et le nombre d’Ossètes y vivant est assez restreint. Il ne serait donc pas impossible, dans des négociations qui ne seraient pas entièrement défavorables à la Géorgie, qu’Akhalgori représente pour le parti osséto-russe une monnaie d’échange, plus qu’un but territorial en soi.

Loin de cette hypothèse, le contrôle osséto-russe est cependant bien établi à Akhalgori. Le 27 novembre 2008, le président géorgien Mikhaïl Saakachvili tentait d'emmener son hôte le président Polonais Lech Kaczynski à Akhalgori, malgré le check point. Mais cette sombre affaire s'est terminée en un demi-tour, le parti géorgien affirmant qu'on avait tiré sur la voiture transportant les présidents, les autorités sud ossètes niant ces accusations et le président polonais devant faire face à un scandale dans son pays, pour s'être exposé sans mesures de sécurité dans une entreprise non prévue à son agenda et peu en règle avec les usages d'un président en visite.

A côté de cet étrange épisode, Tbilissi a sommé Moscou à plusieurs reprises d’évacuer le district d’Akhalgori. Pour l’heure, le gouvernement géorgien ne peut guère faire plus face à la mainmise osséto-russe sur la région que des sommations sans moyens de coercition ou des tentatives d’attirer l’attention de la communauté internationale.

Une population menacée

Un bon nombre des habitants ethniquement géorgiens d'Akhaglori a été chassée par les milices ossètes ou s’est enfui dans le courant du mois d’août pour trouver refuge à Tbilissi ou dans d'autres camps de Géorgiens déplacés d'Ossétie du Sud après la guerre.

Fin novembre, l’organisation des Droits de l’Homme Human Rights Watch signalait des exactions des milices ossètes sur les Géorgiens « ethniques » à Akhalgori. Spoliations, pillages, agressions physiques, la population semble à la merci de bandes armées. Les enquêteurs ont aussi donné le chiffre de 136 écoliers restant sur 236 dans une école de la ville, ce qui peut donner une idée du nombre de personnes ayant fui leurs foyers. Human Rights Watch a exhorté la Russie, en tant que pouvoir d’occupation, à veiller à la cessation de ces exactions.

Hormis quelques enquêtes d’organisations des Droits de l’Homme, il est encore très difficile d'établir précisément ce qui s'est passé et se passe à Akhalgori depuis que les milices sud-ossètes en ont pris le contrôle. Il est en tous cas certain qu'il y a eu un exode assez important des populations géorgiennes, qui constituaient la grande majorité du district avant la guerre, et que les activités préalables que connaissait la ville ont en grande partie été interrompues. « Léningor » est de nouveau en Ossétie du Sud, sans que les projets des nouveaux maîtres des lieux concernant le district et la ville ne soient clairs.

Verloren oder Gewonnen? Achalgori, Georgien – Leningor, Südossetien

Von Nicolas Landru in Achalgori/Leipzig
Veröffentlicht in caucaz.com am 26/02/2009


Die Region von Achalgori, oder Leningor, wie sie von den Osseten ihrem sowjetischen Namen nach genannt wird, stellte einst den einzigen Teil des ehemaligen Südossetischen Autonomen Territoriums dar, der vom Konflikt der frühen 1990er Jahre zwischen Georgiern und Osseten geschont geblieben war. Sie blieb unter unbestrittener georgischer Kontrolle. Nach dem Krieg im August 2008 und der Niederlage der georgischen Armee brachten sie südossetische Milizen unter ihre Kontrolle. Sie zwangen die georgischen Polizeikräfte, sich zurückzuziehen und einen großen Teil der georgischen Bevölkerung zur Flucht.


Der Bezirk von Achalgori liegt an den vorgelagerten Erhebungen des Grossen Kaukasus im hohen Tal des Ksani-Flusses, der abwärts vor Mzcheta in die Kura mündet. Er ist physisch durch eine Bergkette vom restlichen Südossetien getrennt und leicht aus Mzcheta durch eine Strasse zu erreichen. Daneben war er schon vor dem Konflikt von 1990/91 mehrheitlich von „ethnischen“ Georgiern bewohnt.

. Auch Osseten wohnten dort, hauptsächlich in den Dörfern oberhalb der Stadt Achalgori. Zwar behauptet das südossetiche Regime von Tschinwali, dass Osseten vor allem während der Amtszeit des Präsidenten Swiad Gamsachurdia 1991 beraubt und zum Auswandern gezwungen wurden. Jedoch scheint es eher so, dass die beiden Communities weiterhin relativ harmonisch zusammengelebt haben.

1990-2008 : eine Region abseits des separatistischen Konfliktes

Isoliert von der südossetischen Hauptstadt Tschinwali und ihren politischen Wallungen hat also der südossetische Bezirk von Achalgori keine bewaffneten Auseinandersetzungen erfahren. Er blieb unter der Kontrolle der georgischen Regierung und wurde der administrativen Region Mtscheta-Mtianeti eingemeindet. Damit bereitete ihm die Regierung ein anderes Schicksal als jenen Zonen des Südossetischen Autonomen Territoriums, die bis August 2008 unter georgischer Kontrolle blieben und der administrativen Region von Gori in Schida Kartli zugeteilt wurden. Achalgori jedoch sollte sich von seiner Vergangenheit innerhalb des Autonomen Territoriums trennen und in den neu gegründeten Staat Georgien integrieren.

Die 1990er und 2000er Jahre stellten sich für den Bezirk als eher förderlich heraus, denn er blieb von den zahlreichen Auseinendersetzungen zwischen georgischen Kräften und südossetischen Milizen verschont. Die Lomissi Brauerei, eine der drei größten in Georgien, schuf Arbeitsplätze für eine bedeutende Anzahl der vormals 6000 Einwohner der Stadt Achalgori. Der Rest des Bezirkes, ländlich und von Bergen geprägt, lebte wie die meisten Regionen Georgiens von der einfachen Landwirtschaft.

Die georgische Regierung ließ in den Jahren 2007/2008 sogar die Strasse zwischen Mzcheta und Achalgori reparieren und bewirkte damit die weitere Integration des Bezirkes in die Infrastrukturen des Landes. Achalgori besitzt eine wichtige touristische Sehenswürdigkeit: die mittelalterliche Burg der Ksani-Prinzen, welche vom 10. bis zum 12. Jahrhundert zu den mächtigsten georgischen Prinzen zählten, und bis ins 19. Jahrhundert von Bedeutung blieben. Gleichfalls ein Geschichts- und Kunstmuseum, war die Burg gerade im Begriff, ein beliebtes Ausflugsziel der Einwohner von Tbilissi zu werden, zum Beispiel auch für Schulklassen.

Der August-2008-Krieg : der Preis des Gegenangriffs

Der Angriff der georgischen Truppen auf Tschinwali und auf die südossetischen Regionen, die unter separatistischer Kontrolle geblieben waren, sowie der Blitz-Gegenangriff Russlands brachten jedoch im August 2008 diese relative Ruhe zu einem Ende. Diese Region, die ohne schlimme Wunden durch die dunkelsten Stunden der zeitgenössischen Geschichte Georgiens gegangen war, erlitt nun frontal das Debakel der georgischen Armee.

Nach dem russischen Sieg in Südossetien und in Schida Kartli sind südossetische Milizen « über die Berge » gekommen, durch einen Pass, der Tschinwali und Achalgori verbindet, aber nur mit Vierradantrieb bewältigt werden kann. Sie vertrieben die georgischen Polizeieinheiten, die in Achalgori stationiert waren. Die georgische Armee, die sowieso ihre Positionen in Zentralgeorgien verlassen hatte, um sich in das um Tbilissi herum gelegene Gebiet zurückzuziehen, war in diesem Bezirk nicht stationiert. Ein paar Kilometer südlich von Achalgori befindet sich jetzt ein Checkpoint, der die Kontrolle des Bezirkes durch Südossetien, und seinen Verlust für Georgien, bestätigt.

Tbilissi beschuldigt die russische Armee, den südossetischen Milizen bei der Eroberung von Achalgori geholfen zu haben und an ethnischen Säuberungen beteiligt gewesen zu sein. Laut Georgien würden sich dort noch russische Armeeeinheiten aufhalten. Im Oktober bestätigte die OSZE den Rückzug der russischen Truppen aus den georgischen Regionen um Südossetien, bedauerte aber ihren Verbleib in Achalgori.

Ist Achalgori für Georgien endgültig verloren?

Die georgische Seite behauptet, Russland hätte vor, Achalgori in das übrige Abspaltungsgebiet von Südossetien einzugliedern. Der erklärte Plan, eine Strasse zwischen Tschinwali und Achalgori zu bauen, der nur mit dem technischen Beistand von russischer Seite zu verwirklichen ist, stellt die erste Beschuldigung von Tbilissi gegen Moskau dar.

Ein militärisch besiegtes Georgien hat tatsächlich geringe Chancen, den Bezirk zurückzuerhalten, es sei denn, dass dieser sich zu einem Entschädigungsgegenstand bei Verhandlungen zwischen den Protagonisten wandeln würde. Die Region von Achalgori stellt kein besonderes Interesse dar, weder strategisch noch wirtschaftlich, denn das Ksani-Tal endet in einer natürlichen Sackgasse. Die Abspaltungsrepublik kann sich im Bezirk weder auf Institutionen noch auf Infrastrukturen verlassen, dazu lebt dort nur ein geringer Bevölkerungsanteil an Osseten. Insofern wäre es vorstellbar, dass die ossetisch-russische Seite Achalgori als Tauschobjekt und weniger als territoriales Ziel an sich benutzen könnte, sollten Verhandlungen stattfinden, die für Georgien einigermaßen vorteilhaft wären.

Weit entfernt von dieser Annahme ist die ossetisch-russische Kontrolle über Achalgori streng implementiert. Am 27. November 2008 versuchte der georgische Präsident Michail Saakaschwili seinen Gast, den polnischen Präsidenten Lech Kaczynski, trotz der Existenz des Checkpoints nach Achalgori zu bringen. Indes endete diese seltsame Aktion in einer Kehrtwendung. Die georgische Seite behauptet, man hätte auf den Wagen des Präsidenten geschossen; die südossetische Regierung dagegen verwehrt sich gegen diese Beschuldigung. Der polnische Präsident wurde in seinem Land mit einem Skandal konfrontiert, da er sich ohne angemessene Sicherheitsmassnahmen in einem ungeplanten Unternehmen das den Regeln eines Präsidentenbesuchs wenig entsprach, in Gefahr begeben hatte.

Abgesehen von dieser unklaren Affäre hat Tbilissi mehrmals von Moskau gefordert, den Achalgori-Bezirk zu verlassen. Nun kann die georgische Regierung in Anbetracht der ossetisch-russischen Übernahme der Region kaum etwas anders tun, als ohne Handhabe Aufforderungen auszusprechen, und zu versuchen, die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft zu wecken.

Die gefährdete Bevölkerung

Ein Großteil der « ethnischen » georgischen Einwohner von Achalgori wurde durch die ossetischen Milizen vertrieben oder ist später im August geflohen, um in Tbilissi oder in anderen Flüchtlingslagern für Georgier, die nach dem Krieg von Südossetien umgesiedelt wurden, Zuflucht zu finden.

Ende November berichtete die Organisation für Menschenrechte, Human Rights Watch, von Übergriffen der ossetischen Milizen auf « ethnische » Georgier in Achalgori. Raub, Plünderung, Gewaltakte: die Bevölkerung scheint bewaffneten Banden ausgeliefert zu sein. Die Untersuchung liefert auch Zahlen mit denen die Anzahl der geflüchteten Personen eingeschätzt werden kann: In einer Schule der Stadt, die ursprünglich einmal 236 Schüler hatte, sind nur noch 136 geblieben. Human Rights Watch hat Russland dazu aufgerufen, als Besatzungsmacht gegen diese Übergriffe vorzugehen.

Seitdem die südossetischen Milizen die Kontrolle übernommen haben, ist es abgesehen von ein paar Recherchen durch Menschenrechtsorganisationen noch sehr schwierig zu bestätigen, was genau in Achalgori geschehen ist und weiterhin geschieht. Klar ist allerdings, dass eine deutliche Abwanderung der georgischen Bevölkerung stattgefunden hat, und dass ein beträchtlicher Teil der Betriebsamkeit der Stadt unterbrochen wurde. „Leningor“ liegt wieder in Südossetien, ohne dass die neuen Herren der Region klare Pläne für den Bezirk und die Stadt geäußert haben.